Schönau bei Neutitschein 1868 – 1931 Wien

Bildhauer, Holzschnitzer und Keramiker

1888–97 Studium der Holzschnitzerei an der Wiener Kunstgewerbeschule. 1890–1904 war Barwig als selbständiger Bildhauer tätig, 1904/05 als Lehrer an der Fachschule für Holzbearbeitung in Villach. 1910–1922 Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule. 1931 Gedächtnisausstellung in der Wiener Secession, Ausstellung in der Österreichischen Galerie. Modelle für die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten und die Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft. Zahlreiche seiner Skulpturen befinden sich in der Österreichischen Galerie im Belvedere.

Lit.: Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 2, S. 587; W. Neuwirth, Wiener Keramik, S. 102; Österreichische Galerie im oberen Belvedere, 1969, Franz Barwig

 

Franz Barwig d. A. wurde am 19. April 1868 im mährischen Senov (Schönau) bei Neutischein als Sohn einer Kleinbauernfamilie geboren.

Nach autodidaktischen Versuchen wurde er zunächst Lehrling bei einem Bild-Schnitzer in seinem Heimatort, bei dem er an Skulpturen für Kirchen und Krippenfiguren arbeitete. Durch seine Arbeit konnte er schon damals einen wichtigen Beitrag zum kargen Haushaltseinkommen leisten. Bereits 20-jährig begann Barwig 1888 schließlich ein akademisches Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule. Zunächst studierte er im Spezialatelier für Holzschneidekunst bei Wilhelm Hecht, nach einem Jahr wechselte er in die Fachklasse für Holzschnitzerei von Hermann Klotz. 1899 wurde der älteste Sohn Walter geboren, dem in den Jahren 1900, 1901, 1903 und 1906 vier weitere Kinder folgen sollten. Der junge Familienvater sorgte zunächst durch kunsthandwerkliche Arbeiten und historistische Wohnungseinrichtungen für ein geregeltes Einkommen. Aus dieser Zeit sind vor allem aufwändig gestaltete Spiegelrahmen, Türfüllungen und Kirchenfiguren bekannt, die zum Teil in den großen Jahresausstellungen des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst, Wien) Aufnahme fanden.

Im Jahr 1900 wurde Barwig vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie ein vierwöchiges Reisestipendium zur Pariser Weltausstellung zuerkannt, auf der er die aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Skulptur studieren konnte. Neben dem Schaffen der Spitzen der europäischen Bildhauerei wie Rodin, Meunier oder Hildebrand lernte er in Paris auch das Werk von Antoine-Louis Barye kennen, der als erster bedeutender Tierbildhauer der Neuzeit gilt. Die vier genannten Künstler waren es auch, die Barwig in den nächsten Jahren vornehmlich beschäftigen sollten. Zunächst zeigte er sich vor allem von Rodin beeindruckt.

Von 1904 bis 1906 erhielt Barwig seinen ersten Lehrauftrag an der Fachschule Für Holzbearbeitung in Villach, wo er Aktzeichnen unterrichtete. Im Zuge dessen besuchte er auch als Hospitant einen Kurs, den Franz Ciack an der Fachschule abhielt, und freundete sich mit diesem an. Durch Cizeks und Rollers Fürsprache wurde er 1906 nach Wien zurückgerufen, wo er zunächst bis zum Freiverden einer Professur an der Kunstgewerbeschule im Lehrmittelbüro der Kunstgewerbeschule tätig war. Barwigs Aufgabe war es, Modelle für den Unterricht in den Fachschulen herzustellen. In dieser Zeit begann Barwig mit der Herstellung seiner Spielfiguren. U. a. lieferte er Entwürfe für die Genossenschaft der Spielwarenerzeuger in Horice in Böhmen, die im Hagenbund und im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie sowie in der jährlichen Spielzeugausstellung der Galerie Baillie in London ausgestellt und in der Zeitschrift The Studio abgebildet wurden. Weiters war Barwig maßgebend an den Dekorationen zum Kaiser-Jubiläums-Festzug von 1908 beteiligt.

Barwig arbeitete im Lehrmittelbüro, bis er 1909 einen Kurs an der Kunstgewerbeschule „für das Studium von Großtieren" leiten konnte.

Im Herbst 1910 übernahm er schließlich eine von drei Fachklassen für Bildhauerei. Ab 1909 beteiligte er sich regelmäßig mit einer größeren Anzahl von Werken an den Internationalen Ausstellungen im Münchner Glaspalast. 1911 war er auf der Internationalen Kunstschau in Rom vertreten. 1912 wurde Barwig Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbundes, an der Werkbundausstellung in Köln 1914 war er mit der großen Brunnenfigur im von Oskar Surmad gestalteten Ehrenhof beteiligt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Barwig damit international als erstrangiger Künstler etabliert und auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Gegen Ende des Jahres 1918 erkrankte Barwig schließlich schwer an einer in den Quellen nicht eindeutig benannten Infektionskrankheit, wahrscheinlich der Spanischen Grippe, die ihn über Monate hinweg ans Bett fesselte und bis an sein Lebensende ihre Spuren hinterließ.

Als Ausweg aus der finanziellen Misere eröffnete sich 1925 eine Einladung seines Freundes Joseph Urban, die skulpturale Ausstattung des von ihm geplanten Anwesens Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, zu übernehmen. Barwig arbeitete ab Jänner 1926 gemeinsam mit seinem Sohn Walter zunächst in New York bei Urban, dann in Florida an der überbordenden Ausstattung des riesigen Anwesens, das für eine der damals reichsten Frauen der Welt, Marjorie Hutton (geb. Merriweather Post), im maurisch-spanischen Stil geplant wurde.

Ein weiterer Auftrag kam 1928/29 vom Schönbrunner Tiergarten, wo Barwig für die Umgestaltung des Affenhauses zwei Affenskulpturen und zwei Relieftondi schuf.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           

Kurz nach einer überstandenen schweren Grippe beging Franz Barwig am 15. Mai 1931 unweit seiner Villa am Schafberg in Pötzleinsdorf Selbstmord.

Im Herbst 1931 veranstaltete die Secession im Rahmen der 119. Ausstellung eine große Gedächtnisschau, die zugleich die erste Einzelausstellung des Künstlers war, der es stets vermieden hatte, sich in den Vordergrund des Kunstgeschehens zu drängen.

Lit.: vgl.: M. Fellinger, Franz Barwig der Ältere, Ausstellungskatalog Belvedere Wien, Wien, 2014