Seit mehr als 45 Jahren ist die Galerie BEL ETAGE ein Synonym für Meisterwerke des Wiener Jugendstils, jener glorreichen Epoche, die die Jahre von etwa 1900 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs und dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie umfasste.

Es war eine Zeit des künstlerischen Aufbruchs, in der Wien eine Vorreiterrolle in der künstlerischen Avantgarde Europas spielte. Gleichzeitig kann diese Epoche aber auch als modernistischer Abgesang auf ein untergehendes Kaiserreich betrachtet werden, ein Abschied, der bis heute die Wiener Identität prägt.

Marksteine dieser Zeit waren die Gründung der Secession 1897 und der Wiener Werkstätte 1903, deren Künstler und Kunsthandwerker in unserer Galerie mit vielen ihrer herausragenden Werke vertreten sind.

Diese explosive künstlerische Bewegung, die die Wiener Gesellschaft um 1900 erschütterte, zeichnete sich nicht nur durch funktionale, moderne Bauten, sondern auch durch außergewöhnliche Kunstwerke aus - Kunst, die für den aufgeschlossenen, effizienten, rationalen und doch ästhetischen Bürger des frühen 20. Jahrhunderts konzipiert und maßgeschneidert war und ihn inspirieren sollte.
Für die damalige Wiener Gesellschaft, die noch ganz dem pompösen Historismus verfallen war, waren diese ersten Objekte von puristischer Strenge geradezu ein Schock. Doch gerade ihr vermeintlicher Mangel an Extravaganz machte sie so ikonisch. Denn die Künstler der Wiener Werkstätte ließen die Wiener Tradition erstklassiger Handwerkskunst wieder aufleben.

"Man spürt tatsächlich den Geist des Künstlers und die Seele des Handwerkers, die aus dem fertigen Objekt strahlen. Auf den ersten Blick mag ihr Design nicht besonders auffallend sein, aber gerade das macht diese Kunstwerke so beeindruckend kraftvoll. Sie haben eine innere Qualität, die sich den Gesetzen der Mathematik entzieht. Stellt man beispielsweise mehrere Werke von Josef Hoffmann zusammen, anstatt nur ein einziges Objekt zu betrachten, kann man ihre geballte Kraft tatsächlich spüren. Obwohl man sie nur als "tote Materie" bezeichnen könnte, sind diese Kunstwerke mit Leben und Seele erfüllt.”

Wolfgang Bauer